Sigismund von Dobschütz
„Es ist das erste normale Jahr nach der Pandemie“, betonte dabei Petra Müller , Kur- und Reha-Seelsorgerin der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde. Gemeinsam mit ihrem evangelischen Kollegen, Diakon Maik Richter, der seinen Arbeitsschwerpunkt in der Gäste- und Seniorenheim-Seelsorge hat, wollen beide in den kommenden sechs Monaten die Akzeptanz ihres Programms in der Öffentlichkeit prüfen, um für die Zukunft Verbesserungen vornehmen zu können.
„Eines haben wir beide schon festgestellt“, geht Müller auf eine Änderung ein, die schon in der diesjährigen Saison gilt: „Wir werden mehr nach draußen an die frische Luft gehen, auf spirituelle Spaziergänge in den Kurpark und auf den Weg der Besinnung.“ Nach Lockdowns und individuellem Rückzug in die eigenen vier Wände während der beiden Jahre der Pandemie sind die Menschen „jetzt nach frischer Luft ausgehungert“, hatten die Seelsorger schon im vergangenen Jahr beobachtet. Außerdem sei Bewegung nicht nur gesund, sondern „wir wollen damit auch das Leben in Bewegung bringen“.
Denn nicht nur der Körper kommt beim Spazieren in Bewegung, sondern auch der Geist. Der erste dieser Spaziergänge ist am Mittwoch, 10. Mai, um 19.30 Uhr ab Tourist-Information (Arkadenbau).
Ein wichtiger Bestandteil des seelsorgerischen Veranstaltungsprogramms, das jeweils im offiziellen Veranstaltungskalender der Bad Kissinger Staatsbad GmbH zu finden ist, sind schon seit Jahren die beliebten Mittwochsgespräche, die beide Seelsorger abwechselnd einmal pro Monat im Eckrisalit des Luitpoldbades anbieten.
Während sich Diakon Maik Richter überwiegend theologischer Fragen annimmt, geht es bei Kurseelsorgerin Petra Müller eher um persönlichkeitsbildende Themen. Nach einem kurzen Impulsreferat haben die Gäste jeweils ausreichend Zeit für eine ausgiebige Diskussionsrunde. Das erste Mittwochsgespräch mit dem Thema „Mut tut gut“ ist am 24. Mai um 19.30 Uhr.
Ein Höhepunkt des Veranstaltungskalenders wird sicher wieder der ökumenische Festgottesdienst am Himmelfahrtstag (Donnerstag, 18. Mai) um 9.15 Uhr in der Wandelhalle mit dem Salonorchester der Staatsbad GmbH. In diesem Jahr wird er unter dem Motto „Im Blickfeld des Himmels“ stehen. Petra Müller und Maik Richter schlagen damit einen Perspektivwechsel vor: „Bei Himmelfahrt denken wir immer von unten nach oben. Wir wollen aber fragen: Wo denken wir uns Gott?“
Die Frage nach Gott – bei manchen konkret, bei anderen abstrakt – beschäftigt vor allem Patienten während ihres mehrwöchigen Aufenthalts in der Kurstadt. „Körperliche Krisen ziehen oft spirituelle Krisen nach sich“, weiß Petra Müller aus ihrer Arbeit in acht Kliniken, davon einige mit psychosomatischem Schwerpunkt. Deshalb bietet sie in den Häusern Meditationen und persönliche Gespräche an. Doch auch in den Gesprächen mit ihrem evangelischen Kollegen Richter stellen manche die Sinnfrage nach dem Leben: „Lohnt es sich überhaupt noch, auf der Welt zu sein?“ Dies betrifft nicht nur die letzte Lebensphase der Bewohner von Seniorenheimen, die Richter gelegentlich bis in den Tod begleitet. Auch ganz normale Probleme des Alltags wollen viele mit dem Seelsorger besprechen. Richter: „Im Urlaub haben die Menschen mehr Zeit, über sich und das Leben nachzudenken.“ In ihren Gesprächen und persönlichen Kontakten mit Patienten und Urlaubern spüren die Seelsorger beider Kirchen, welchen hohen Stellenwert die Bad Kissinger Kur- und Reha-Seelsorge auch in heutiger Zeit immer noch hat. Beide verstehen sich als Kirche, die zu den Menschen geht, auf die Menschen zugeht.